Dichte Wolken werden zur kostenlosen Softbox. Kontraste sinken, Farben wirken satter, Haut wird sanft. Bei hartem Mittagssonnenlicht suche reflektierende Flächen: helle Fassaden, Lastwagenplanen, Kalkstein. Stelle dich so, dass dein Motiv im aufhellenden Streulicht steht, während der Hintergrund abfällt. Kleine Schritte entscheiden über Glanz oder Ruhe. Lerne, Schattenkanten als grafische Mittel zu lesen, statt sie zu fürchten. Selbst zur Mittagszeit sind poetische, aufgeräumte Bilder möglich.
Regen wäscht Staub von Farben und legt feine Spiegel auf den Boden. Warte, bis die Tropfen leichter werden, und beobachte Tritte, die Kreise ziehen. Nebel wiederum verschluckt Details, betont Formen und Leuchten. Stelle dein Motiv gegen eine Lichtquelle, damit Konturen glühen. Schütze die Kamera, aber fürchte das Nass nicht. Gerade wenn andere gehen, beginnt dein Spiel. Hier entsteht eine zarte Melancholie, die im Trockenen selten gelingt.
Im Winter steht die Sonne tief, selbst mittags. Das schenkt lange Schatten und weiches Modellieren. In Wohnungen wird es magisch, wenn Licht als schmaler Keil über Tische wandert. Im Sommer bringt Hitze flirrende Luft, harte Kanten und satte Farben. Nutze Schattenkorridore, um Gesichter zu schützen, oder suche Reflexe unter Markisen. Beide Zeiten fordern unterschiedliche Geduld, beide belohnen aufmerksamere Entscheidungen. Deine Bilder klingen dann nach Jahreszeit, nicht nach Zufall.